Oeko-Aktionstage Fachveranstaltung Rotes Hoehenvieh - Nachbericht

»  11.09.2014: Das Rote Höhenvieh - ein Multitalent




Öko-Aktionstage auf dem Klosterhof Bünghausen: Experten informierten über die vom Aussterben bedrohte Rasse

Im Rahmen der Öko-Aktionstage NRW fand am 11. September 2014 eine Info-Veranstaltung für Landwirte zum Thema "Rotes Höhenvieh ein Multitalent" in Gummersbach statt.

Auf dem Klosterhof Bünghausen, dem bislang einzigen Zuchtbetrieb für Rotes Höhenvieh im Oberbergischen, informierten Jörg Bremond von der Bundesarbeitsgemeinschaft Rotes Höhenvieh zur Wirtschaftlichkeit und zu den besonderen Eigenschaften des Roten Höhenviehs. Biokreis-Geschäftsführer Jörn Bender zeigte die Möglichkeiten einer Spezialitätenvermarktung auf. Über Haltung, kulinarische Vorzüge und Vermarktungsalltag informierte Landwirt Peter Schmidt.

Das Rote Höhenvieh zählt zu den vom Aussterben bedrohten Haustierrassen. Zu Unrecht, kann es doch auch auf Grenzertragsstandorten und in Naturschutzgebieten äußerst wirtschaftlich in der Mutterkuhhaltung eingesetzt werden und liefert geschmacklich hochwertigstes Fleisch. Seit rund 10 Jahren züchtet der Klosterhof Bünghausen, ein "Vielfalt schmeckt"-Partnerbetrieb, aus Gummersbach das Rote Höhenvieh. "Motivation war damals für uns, auf der geringen Fläche einen hohen Ertrag zu erzielen und so kamen wir auf Spezialitätenfleischrassen wie das Rote Höhenvieh, das ein exzellentes Aroma und - laut Metzgern - eine optimale Fett-Muskel-Verteilung hat", so Peter Schmidt, der auch aus Gründen der Haltung und Tiergesundheit gerne Mehrnutzungstypen auf seinem Hof beheimatet. Im Geflügelbereich arbeitet der Hof mit Les Bleues-Hühnern und bei den Schafen mit der Rasse Braunes Bergschaf.

Genügsame Landschaftspfleger mit vielen Vorteilen
Während der Massenmarkt nur auf großrahmige Tiere mit großen, muskulösen Schlachtkörpern setzt, eignet sich das Rote Höhenvieh nicht nur für eine Spezialitäten-Vermarktung, sondern - besonders in hügeligen Regionen wie dem Bergischen Land - auch für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Flächen zur Landschaftspflege. "Das Rote Höhenvieh frisst und pflegt die Landschaft da, wo andere nicht hinkommen", so Jörg Bremond. Was es mit der viel gelobten "Genügsamkeit" der Tiere auf sich hat erläuterte der Rinder-Experte im Einzelnen. In der extensiven Weidehaltung werde die Kuh satt, sie habe weniger Erhaltungsbedarf wie andere Rassen und das Füttern sei entsprechend preiswert. Insbesondere das Füttern von Eiweiß in der herkömmlichen Mast sei teuer und auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit bedenklich. Im Winter seien die Tiere auch entsprechend genügsam, das heißt - sie sind mit Heu zufrieden. Eine Konzentratfütterung entfällt, da die Tiere mit Gras und Heu bedarfsgerecht ernährt sind. Darüber hinaus sind die Roten unempfindlich gegenüber Witterungseinflüssen, haben einen stabilen Stoffwechsel ohne Ketosen-Neigung und leiden selten an Spreizklauen. Auch die Fruchtbarkeit der Tiere sei überdurchschnittlich gut. Eine Kuh könne mit 24 Monaten ihr erstes Kalb bekommen. Da die Kühe leichte Kälber mit einem Geburtsgewicht von 17-32 Kilogramm zur Welt bringen - ist die Geburt leichter und auch für das Kalb weniger anstrengend. Es stehe und laufe schnell nach der Geburt. 

Rotes Höhenvieh für die Slow Food Arche des Geschmacks und für eine Vermarktungslinie im Handel
Unter den Teilnehmern befanden sich nicht nur interessierte Landwirte, die wegen der Robustheit der Tiere und ihrer guten Fleischqualität überlegen, auf eine alte Mehrnutzungsrasse umzusteigen - sondern auch Ingrid Schlicht-Olbrich, Convivienleiterin der Slow Food Regionalgruppe Sauerland. Mit dem internationalen Arche-Projekt bewahrt die Slow Food-Bewegung seit über 20 Jahren weltweit an die 1000 regional wertvolle Lebensmittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen vor dem Vergessen. Nun soll auch das Rote Höhenvieh mit in die Liste aufgenommen werden. Ein Antrag bei der Arche Kommission von Slow Food Deutschland läuft derzeit, der Aufbau einer verbandsübergreifenden Aktionsgemeinschaft aus Züchtern, Gastronomen, Fleischereien, Metzgereien sowie Unterstützern ist gestartet. Ein wichtiger Aspekt für die Antragsteller und die bewertenden Kommission ist auch die Erwerbbarkeit des Fleischs. Hierzu hat die Regionalgruppe Züchter aus NRW recherchiert und auch Kontakt zu Jörn  Bender vom Anbauverband Biokreis aufgenommen. Dieser plant gemeinsam mit Landwirten künftig eine Rotes Höhenvieh-FleischVermarktungslinie für einen Bio-Supermarkt aus dem Siegerland - der schon Interesse gezeigt hat - aufzubauen. Zurzeit sei man noch auf der Suche nach weiteren Fleischproduzenten. Denn eine gewisse Kontinuität in der Belieferung des Supermarktes sei wünschenswert und sende Signale der Nachhaltigkeit. Momentan verkaufen die meisten Landwirte ihre Fleischstücke als ein Achtel Rind in der Direktvermarktung ausschließlich an Stammkunden. Künftig könnte ein Sortiment, das von Rauchfleisch über Salami-Knacker bis hin zu Bratenstücken geht - nicht nur ein Stück Regionalität auf den Teller bringen, sondern ebenso Abwechslung - die überdurchschnittlich gut schmeckt, auch dem Supermarkt-Konsumenten Spaß macht und so dem Erhalt einer alten Rasse dient. 

Rotes Höhenvieh im Portrait
Das Rote Höhenvieh ist eine einfarbig rote bis rotbraune Rinderrasse. Die Tiere haben ein helles Flotzmaul, eine helle Schwanzquaste und helle Hörner mit dunklen Spitzen.  Züchter setzten das Rote Höhenvieh heute überwiegend in der Mutterkuhhaltung ein. Da die Kühe für Fleischrinder eine sehr hohe Milchleistung haben, werden die Kälber optimal versorgt und gedeihen prächtig. Hohe tägliche Zunahmen (Lebenszunahmen von über 1.500 g in ELP) sind gegeben. Die durchschnittliche Laktationsleistung der Kühe liegt bei circa 4.500 kg Milch mit 4,25 % Fett und 3,45 % Eiweiß. Für intensive Wirtschaftsformen ist das Rote Höhenvieh allerdings weniger geeignet.

Quelle: Verein zur Erhaltung und Förderung des Roten Höhenviehs

Die Geschichte des Roten Höhenviehs
Spannend ist die Geschichte des Roten Höhenviehs, das die einzige bodenständige Rinderrasse, die sich in Hessen erhalten konnte, darstellt. Auf den Seiten des Vereins zur Erhaltung und Förderung des Roten Höhenviehs können Interessierte nachlesen, wie der Verein es seit 1986 geschafft hat, wieder eine feste Zuchtbasis von 300 Kühen in Hessen zu bekommen.  Die akute Bestandsgefährdung ist somit inzwischen überwunden, dennoch sind die Tiere nach wie vor vom Aussterben bedroht und werden von der Opens external link in new windowGEH Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen gelistet. Opens external link in new windowwww.rotes-hoehenvieh.de

Text und Fotos: Ira Schneider






»  Das Projekt "Vielfalt schmeckt" wurde gefördert durch:










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